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Schrittmacher bremst chronische Nierenerkrankungen

Veröffentlicht am: 16. Dezember 2014

in Kategorie: Dialyse & Organtransplantation


UMG-Forscher konnten erstmalig zeigen, dass eine Schrittmachertherapie das Voranschreiten von Nierenerkrankungen möglicherweise verlangsamen kann. Veröffentlicht im Journal of Nephrology.

Rund zwölf Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden an einer chronischen Nierenerkrankung. Da die Nieren geschwächt sind, entgiften sie den Körper nicht mehr richtig. Häufig verlieren die Patienten vermehrt körpereigene Eiweiße über den Urin. Wenn die Entgiftungsleistung unter zehn Prozent liegt, muss der Körper durch eine Dialyse, meist durch eine Blutwäsche, unterstützt werden. Die meisten dieser Patienten haben zusätzlich einen schweren Bluthochdruck, der wiederum das Voranschreiten der Nierenerkrankung begünstigt. In einigen Fällen ist der Blutdruck selbst durch den Einsatz einer Vielzahl von blutdrucksenkenden Medikamenten nicht einstellbar.

Eine Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Michael Koziolek, Oberarzt der Klinik für Nephrologie und Rheumatologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), konnte nun in einer Pilotstudie zeigen, dass durch die Behandlung mit der Barorezeptorstimulationstherapie nicht nur der Blutdruck, sondern auch der Eiweißverlust bei chronisch Nierenkranken über die Nieren um zwanzig bis dreißig Prozent abgesenkt werden kann. Die Patienten wurden über sechs Monate während der Studie beobachtet. Bei einem Teil der Patienten konnten sogar die Blutdruckmedikamente reduziert werden. In den Untersuchungen zeigte sich, dass der Verlust der Entgiftungsfunktion dadurch gebremst werden kann. Die Ergebnisse der Studie wurden im Oktober 2014 im Journal of Nephrology veröffentlicht.

Originalpublikation: Manuel Wallbach, Luca-Yves Lehnig, Charlotte Schroer, Gerd Hasenfuss, Gerhard A. Müller, Rolf Wachter, Michael J. Koziolek ( 2014): Impact of Baroreflex Activation Therapy on Renal Function – A Pilot Study. Am J Nephrol 2014;40:371–380, DOI: 10.1159/000368723.

Die Barorezeptorstimulationstherapie ist seit dem Jahr 2011 an der Universitätsmedizin Göttingen im Einsatz. Bei dem Verfahren aktiviert ein Schrittmacher körpereigene Regelkreise, die den Blutdruck absenken. Das Gerät sendet elektrische Signale an die Nervenzellen der Halsschlagader, die sogenannten Barorezeptoren. Die Patienten, die mit diesem neuen Verfahren behandelt werden, werden durch die Klinik für Nephrologie und Rheumatologie (Direktor: Prof. Dr. Gerhard A. Müller), Klinik für Kardiologie und Pneumologie (Direktor: Prof. Dr. Gerd Hasenfuß) sowie die Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (Direktor: Prof. Dr. Dipl.-Phys. Friedrich Schöndube) betreut. An der UMG wurden bisher 62 Patienten mit der Barorezeptorstimulationstherapie behandelt.

Chronisch nierenkranke Patienten mit schlechten Blutdruckwerten verlieren im Schnitt etwa drei Prozent ihrer Nierenfunktion pro Jahr. Ein Teil der Patienten muss sich im Verlauf der Erkrankung einer Dialyse, der sogenannten Nierenwäsche, unterziehen. „Mit der Barorezeptorstimulationstherapie können wir Nierenkranke sicherlich nicht heilen. Aber es besteht berechtigte Hoffnung, dass wir bei einem Teil der Patienten das Voranschreiten der Erkrankung verlangsamen können“, sagt Dr. Manuel Wallbach, Assistenzarzt der Klinik für Nephrologie und Rheumatologie und Erstautor der Studie.


Quelle: Presseinformation Nr. 197 vom 12. Dezember 2014 der Universitätsmedizin Göttingen

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