Vor 20 Jahren wurde in der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus in Zusammenarbeit mit dem Schwerpunktbereich Nephrologie der Medizinischen Klinik III die erste Niere in Dresden transplantiert.
In den 20 Jahren des Bestehens des Nieren-Transplantationszentrums erhielten am Dresdner Uniklinikum insgesamt 769 Patienten eine neue Niere. Dabei belegen die aktuellen Zahlen einen positiven Trend, mit dem sich das Klinikum von der bundesweiten Entwicklung absetzt. Gab es 2013 lediglich 52 Nierentransplantationen, waren es im Vorjahr 76. In diesem Jahr zählte das Klinikum bis zum 21. August bereits 57 Transplantationen.
Das Nieren- und Pankreastransplantationsprogramm des Dresdner Uniklinikums erfüllt dabei nicht nur die höchsten medizinischen Standards, sondern auch sämtliche ethischen und rechtlichen Vorgaben. Dies bestätigte die Prüfungs- und Überwachungskommission der Bundesärztekammer in einem Ende Juni herausgegebenen Bericht, dem eine umfassende Überprüfung des Transplantationsprogramms voranging.
Der Erfolg des Dresdner Transplantationszentrums gründet sich auf das Teamwork der Experten der Urologie sowie der in der Medizinischen Klinik III tätigen Nephrologen. Ein Schwerpunkt der internistischen Versorgung ist es, den Patienten vor und nach der Transplantation medikamentös so zu behandeln, dass der Körper das fremde Organ nicht abstößt. Dank innovativer Medikamente und neuer Therapiestrategien zur Unterdrückung der Abwehrreaktionen gegen das körperfremde Organ sind die Erfolgschancen einer Transplantation in den vergangenen zwei Jahrzehnten gestiegen und die Optionen der Lebendnierenspende deutlich verbessert worden. Als planbarer Eingriff unter Vermeidung jahrelanger Wartezeiten als Dialysepatient ist die Nierenlebendspende die Transplantation mit den besten Kurz- und Langzeit-Ergebnissen. Derzeit betreut das Transplantationszentrum 318 Patienten, die auf eine neue Niere warten. Im vergangenen Jahr waren 21 der 76 Transplantationen Lebendspenden.
„Wir haben uns die höchsten ethischen und rechtlichen Standards gesetzt, um der Transplantationsmedizin die bestmögliche Zukunft zu geben. Wir freuen uns deshalb sehr, dass unabhängige Gutachter nach intensiver Prüfung bestätigen, dass wir unserem eigenen hohen Anspruch gerecht werden“, sagt Professor Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums. Der Bericht der Prüfungs- und Überwachungskommission der Bundesärztekammer bestätigt dem Klinikum, dass Auswahl und Anmeldung sämtlicher Organempfänger keinen Anlass zu Beanstandungen gaben. Alle erforderlichen Unterlagen konnten unverzüglich und vollständig vorgelegt werden, so der Ende Juni herausgegebene Bericht.
Transplantierte Niere „arbeitet nahezu so gut wie vor zwanzig Jahren“
Für Karsten Dürr war es 1995 beinahe ein Geburtstagsgeschenk: Der Dresdner litt unter einer chronischen Nierenerkrankung, die beide Organe innerhalb weniger Jahre so stark schädigten, dass sie schließlich ihren Dienst versagten. Kurzfristig sicherte nur eine regelmäßige Blutwäsche – die Dialyse – sein Leben. Karsten Dürr kam deshalb auf die Warteliste für eine Spenderniere. Zwei Tage nach seinem 31. Geburtstag war es dann soweit: Ein Organ mit den richtigen Gewebemerkmalen stand bereit und konnte von Professor Manfred Wirth implantiert werden. Das interdisziplinäre Team um den Direktor der Klinik für Urologie und den in der Medizinischen Klinik und Poliklinik III tätigen Nephrologen um Professor Peter Gross (von 1995 bis 2009) und Professor Christian Hugo (seit 2009) nahm seitdem insgesamt 769 Nierentransplantationen vor. Die erste Nierentransplantation in Dresden war ein voller Erfolg: „Dem Patienten geht es hervorragend. Auch heute ist die Niere noch voll funktionsfähig – sie arbeitet nahezu so gut wie vor zwanzig Jahren“, sagt Prof. Wirth. Erfahrungen zeigen, dass Spendernieren durchschnittlich 10 bis 15 Jahre im Körper des Empfängers arbeiten, in den letzten Jahren mit weiter steigender Tendenz. „Für die Funktionsdauer des Nierentransplantates ist die Qualität des transplantierten Organes von großer Bedeutung, eine Tatsache, die auch für den Erfolg der ersten Transplantation von Herrn Dürr zutrifft und für das hervorragende Langzeitergebnis mitverantwortlich ist“, sagt Prof. Wirth.
„Auch wenn sich die Dialysetherapie in den letzten 20 Jahren ebenfalls kontinuierlich weiterentwickelt hat und viele Leben rettet, ist sie bis heute für junge und ältere Patienten die schlechtere Alternative zur Transplantation: „Eine gut arbeitende Niere reinigt das Blut eben permanent und entgiftet den Körper vollständig, während der zeitlich beschränkte Einsatz der Dialyse – normalerweise drei mal fünf Stunden pro Woche – den Organismus nur zum Teil entgiften kann. Das belastet unter anderem den Kreislauf, was zu fortschreitenden körperlichen Schäden führt. Damit verschlechtert jedes Jahr an der Dialyse die Chancen für eine erfolgreiche Nierentransplantation“, berichtet Prof. Hugo. Deshalb solle kein Patient länger als nötig auf eine Spenderniere warten und auch deshalb ist die Lebendnierentransplantation so erfolgreich. Während Deutschlandweit die Spendebereitschaft seit 20 Jahren schlecht ist und sich derzeit auf einem absoluten Tiefpunkt befindet, zeigte gerade der Osten Deutschlands in den Jahren 2005 bis 2007, dass trotz ungünstiger gesetzlicher Voraussetzungen eine Verdoppelung der Zahl gespendeter Organe möglich ist. „Leider hat sich aber dieses spezifische Hoch an Organspenden im Osten in den letzten Jahren nicht gehalten und ist wie in den anderen Bundesländern auf gerade mal zehn bis zwölf Spenden pro Million Einwohner pro Jahr abgerutscht“, so Prof. Hugo. Wichtig ist aber die Erkenntnis, dass die Wartezeit in Dresden ganz entscheidend von der Spendebereitschaft in der Region Ost des Landes (Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt) abhängt und viel weniger von der allgemeinen in Deutschland oder im Eurotransplant-Verbund vorhandenen Bereitschaft, Organe zu spenden. Dementsprechend wird sich eine verbesserte lokale Spendebereitschaft auch in der Region um Dresden auswirken. Deshalb begrüßt das Dresdner Transplantationszentrum ausdrücklich alle positiven Aktivitäten zur Organspende, insbesondere die Aktivitäten zum Organspendejahr der sächsischen Landesärztekammer.
Deutsche Transplantationsgesellschaft tagt in Dresden
Der nach wie vor eklatante Mangel an Spenderorganen ist eines der Themen der 24. Jahrestagung der Deutschen Transplantationsgesellschaft, die vom 22. bis 24. Oktober im Internationalen Congress Center Dresden stattfindet. Tagungspräsident ist Prof. Christian Hugo. Die Experten der Transplantationsmedizin beschäftigen sich unter anderem mit der Frage, nach welchen Kriterien die wenigen Organe welchen Patienten zugeordnet werden sollten. Weitere Themen sind die interdisziplinäre Zusammenarbeit im gesamten Ablauf der Spende als wesentlicher Faktor für den Erfolg der Transplantation, die personalisierte beziehungsweise individualisierte Medizin auch in der Transplantationsmedizin, die Zukunft der immunsuppressiven Therapie sowie die spezifischen Herausforderungen bei der Betreuung von Transplantationen bei Jugendlichen beziehungsweise betagten Menschen.
Quelle: Pressemitteilung vom 26.08.2015
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden