Allgemeines
Nephropathie ist der medizinische Fachausdruck für Erkrankungen der Niere. Die Ursachen für Nierenerkrankungen können sein: Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Immunerkrankungen, angeborene Erkrankungen (z.B. Zystennieren), Urinabflussstörungen, Medikamente/Drogen, und andere.
Ein chronisches Nierenversagen kann sich aufgrund verschiedener Ursachen entwickeln. Lang andauernde oder wiederholte Nierenentzündungen können die Niere nachhaltig schädigen. Die Langzeitfolgen eines Diabetes können durch Arteriosklerose die feinen Blutgefäße der Nierenkörperchen zerstören. Angeborene Fehlbildungen können lange unentdeckt bleiben und zum allmählichen Verlust der Nierenfunktion führen. Es können auch Schadstoffe wir Schmerzmittel oder Umweltgifte die Niere auf Dauer beeinträchtigen.
Wichtigstes Ziel für chronisch Nierenkranke ist es, die Entwicklung der Krankheit möglichst lange zu verzögern, bei Dialysepatienten und Transplantierten auf die spezifischen Besonderheiten der Erkrankung einzugehen und rechtzeitig Prävention zu betreiben.
Die Erkennung der Erkrankung ist recht einfach. Zwei Verfahren stehen hierzu zur Verfügung. Der Urintest und der Bluttest.
Die häufigsten Nierenerkrankungen (Quelle. QuaSi-Niere Bericht 2005, Diagnoseverteilung der Dialysepatienten) sind:
Was bedeutet chronische Nierenerkrankung?
Kennzeichen vieler chronischer Erkrankungen ist ein langsamer und oftmals unbemerkter Verlauf. Anders als bei den meisten akuten Erkrankungen, die z.B. von Schmerzen oder anderen eindeutigen Symptomen wie Fieber begleitet werden, wird bei einer chronischen Erkrankung seltener ein Arzt aufgesucht.
Chronische Erkrankungen bleiben oft unentdeckt oder werden über die Zeit hinweg untertherapiert. Es besteht die Gefahr, dass sie sich zu einer terminalen oder endgültigen Erkrankung entwickeln, was bedeutet, dass die Schädigung eines Organs oder Körperteils soweit fortgeschritten ist, dass selbst medizinische Behandlungen die Funktion nicht wiederherstellen können.
Wodurch wird eine chronische Nierenerkrankung ausgelöst?
Damit ein Krankheitszustand eintritt, ist i.d.R. ein Auslöser erforderlich. Dieser Auslöser kann aus der Person selbst kommen, z.B. in Form eines genetischen Defekts, oder er kann von außen auf den Patienten einwirken, wie es durch Krankheitserreger (Bakterien, Viren) geschieht oder durch einen die Krankheit fördernden Lebenswandel (z.B. Übergewicht, Rauchen und Bluthochdruck).
Eine weitere Möglichkeit ist, dass eine bereits bestehende Erkrankung eine weitere Krankheit auslöst. Diese bereits bestehende Erkrankung wird Vorerkrankung oder Grunderkrankung genannt.
Diabetes Typ I und Typ II
(Diabetische Nephropathie)
Verbreitet ist die diabetische Nephropathie, darunter versteht man Veränderungen an den Nieren, die als sogenannte Spätkomplikationen nach jahrelanger Diabetes entstehen. Die diabetische Nephropathie ist kein klar definiertes Krankheitsbild, sondern die Summe unterschiedlichster Veränderungen, die im Gefolge der diabetischen Stoffwechsellage in den Nieren entstehen können: Entzündungen, Gefäßveränderungen, Erkrankungen des Filterapparates der Niere. Etwa 40 Prozent der Patienten mit Diabetes sind davon betroffen. Durch dauerhaft hohen Blutzucker werden im Laufe der Zeit die Blutgefäße im Körper geschädigt. Das erste Zeichen der diabetischen Nephropathie ist der Verlust von Albumin, einer Eiweißart. Die diabetische Nephropathie tritt meistens erst 10 bis 15 Jahre nach dem Beginn der Zuckerkrankheit auf.
Glomerulonephritis
Unter dem Begriff Glomerulonephritis (Plural: Glomerulonephritiden) wird eine Gruppe von entzündlichen Erkrankungen der Nieren zusammengefasst, bei der die Nierenfilterchen (Glomerula) betroffen sind. Die IgA-Nephropatie ist die häufigste Form der Glomerulonephritis.
Eine Glomerulonephritis ist keine infektiöse Entzündung, sondern es liegen meist autoimmune Entzündungsprozesse vor. Glomerulum bezieht sich auf die Glomerula der Niere, kleine Kapillarknäuel, in denen die Harnproduktion stattfindet. Nephritis (von griech. Nephros=Niere) steht für eine Entzündung der Niere. Die Glomerulonephritis stellt eine der Hauptursachen für das dialysepflichtige, chronische Nierenversagen dar. Man unterscheidet primäre und sekundäre Glomerulonephritiden. Während die sekundären Glomerulonephritiden auf eine Erkrankung außerhalb der Nieren zurückzuführen sind, wie zum Beispiel Infektionen, Vergiftungen, Medikamente usw., handelt es sich bei der primären Glomerulonephritis um eine Autoimmunerkrankung, deren Ursachen noch weitgehend unbekannt sind. Die Entzündungsvorgänge können innerhalb von kurzer Zeit zum Verlust der Nierenfunktion führen. Manchmal verläuft die Erkrankung langsam über Jahre. Die chronische Entzündung verursacht eine Schrumpfung der Niere (Schrumpfniere). Die Diagnose einer Glomerulonephritis erfolgt auf der Basis der Labordiagnostik von Blut und Urin, gesichert aber nur mittels einer Nieren-Biopsie.
Vaskuläre Nephropathie
Von einer vaskulären Nephropatie spricht man bei einer durch Veränderung des Blutflusses in den Nieren sekundär hervorgerufenen Nierenschädigung. Hiervon können sowohl die großen (ein- oder beidseitig) wie auch die kleinen Nierengefäße (beidseitig) betroffen sein.
Interstitielle Nephritis
Interstitiell bedeutet dazwischenliegend und bezeichnet somit Nierenentzündungen, die im Gewebe zwischen Glomeruli (Nierenkörperchen) und Tubuli sind. Man unterscheidet zwischen Entzündungen bakteriellen und nichtbakteriellen (abakteriellen) Ursprungs, sowie akute und chronische Erkrankungen.
Es gibt zwei Ursachen für eine interstitielle Nephritis. Erstens eine bakteriell verursachte Form und zweitens eine abakterielle Form.
Seltene Nierenerkrankungen
Zu den seltenen Nierenerkrankungen zählen mehr als 300 vererbte, angeborene oder erworbene Erkrankungen, von denen insgesamt mindestens zwei Millionen Europäer betroffen sind. Mehr als zehn Prozent der Erwachsenen und fast alle Kinder mit Nierenerkrankungen im Endstadium (ESKD) leiden an einer seltenen Nierenerkrankung. Mehr lesen
Systemerkrankungen
Hierzu gehört z.B. Systemischer Lupus Erythematodes: eine Bindegewebserkrankung, die auch die Nieren betrifft; (Vaskulitiden = Erkrankung der Nierenblutgefäße)
Verschiedene
Bei der Schrumpfniere erfolgt eine narbige Verkleinerung der Niere durch Untergang von Nierengewebe und Bildung von Narbengewebe. Die Nieren wiegen dann nur noch 80g oder weniger. Die Ursache sind vor allem chronische Entzündungen (durch Störungen im Immunsystem als auch durch Bakterien), Durchblutungsstörungen, Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, sowie nierenschädigende Medikamente.
Als Hufeisenniere bezeichnet man eine pathologische Verschmelzung beider Nieren (namensgebende Form eines Hufeisens). Es wird angenommen, dass sie im Embryonalstadium durch die Vereinigung der Nieren beider Seiten entstehen, und zwar zu dem Zeitpunkt, wo die beiden Organe mit fünf Wochen im kleinen Becken noch sehr nahe beieinanderliegen. Die beiden Nieren sind am häufigsten am unteren Pol miteinander verbunden. Die Harnleiter sind nicht fehlgebildet. Die Hufeisenniere liegt jedoch weiter unten als üblich.
Das Alport-Syndrom ist die häufigste vererbbare chronisch progrediente Nephropathie mit Nierenversagen. Die Prävalenz beträgt ca. 1:7500. 80% der Betroffenen sind männlich.
Das Bartter-Syndrom ist eine seltene autosomal-rezessiv vererbte Krankheit des aufsteigenden Asts der Henle-Schleife in der Niere.
Häufig gestellte Fragen und Antworten
Diese Fragen beschäftigen viele Betroffene. Lesen Sie hier.
Erkennung der Erkrankung
Zwei Verfahren werden routinemäßig eingesetzt, wenn ein Arzt eine Nierenstörung vermutet:
- Ein Urintest (Messung der Konzentration eines Eiweißes, des Albumins) und
- ein Bluttest (Bestimmung eines Blutparameters, des Kreatinins. Steigt sein Wert an, muss von einer Funktionsstörung der Niere ausgegangen werden.).
- Ermittlung der Nierenfunktionsfähigkeit durch GFR und Clearance.
Die GFR (glomeruläre Filtrationsrate) ist für die Abschätzung der Nierenfunktion die wichtigste Größe. Für detailliertere Bewertungen werden verschiedene bildgebende Verfahren angewandt, am häufigsten Ultraschall (Sonografie).
Die Nierenfunktionsleistung wird gemäß internationaler Qualitätskriterien (KDOQI) in folgende Stufen eingeteilt:
Nierenfunktionsrechner
Chronische Nierenerkrankungen – Quantifizierung der Nierenfunktion
Die genaue Quantifizierung der Nierenfunktion ist wichtig, um Nierenerkrankungen zu erkennen, den Verlauf zu beobachten und Medikamente richtig zu dosieren.
Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) empfiehlt, den Urintest (Mikroalbuminurie) zur Bestimmung einer Eiweißausscheidung im Urin als Indikator für Nierenerkrankungen neben der Blutbildanalyse als Standard in den hausärztlichen Jahres-Check-up zu integrieren. Somit können Schädigungen frühzeitig diagnostiziert, therapiert und vielen Patienten die Dialyse erspart werden.
Die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) ist der grundlegende Parameter. Die GFR ist die Summe aller Filtrationsraten der einzelnen, funktionierenden Nephrone. Sie stellt zudem ein Maß für das funktionsfähige Nierenparenchym dar. Das Ausmaß einer Nierenerkrankung sowie die weitere Prognose hängen maßgeblich von der GFR ab.
Die GFR ist jedoch nicht direkt messbar. Die seit 1935 durchgeführte Inulin-Clearance gilt heute immer noch als Gold-Standard (genaueste Methode). Die GFR ist für die Nierenfunktionsbestimmung aussagefähiger, da sie die tubuläre Sekretion des Kreatinins nicht berücksichtigt. Zur Berechnung ist derzeit die beste Methode die MDRD-Formel. Es gibt aber auch weitergehende Überlegungen zur Ermittlung aus Cystatin-C.
Weitere Informationen und einen Online-Rechner zur Berechnung der GFR finden Sie auf der Homepage www.nierenrechner.de unseres Mitgliedsvereins PKD Familiäre Zystennieren e. V.